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Donnerstag, 10. März 2011

Der Anfang von Allem oder Nichts

Vom Land in die Stadt


Es ist viel passiert in den letzten Monaten und ich hatte wirklich nie Zeit meinen Blog zu aktualisieren, bis jetzt :)

Schon seit Monaten sagten Manu und ich uns, dass wir bei der nächsten Darmerkrankung nach Bangalore fahren würden, und dort beim McDonalds unsere Därme kurieren lassen würden. Anfang März bekamen wir von unserer (mittlerweile 5. ) Köchin einen verseuchten Curd rice (Nachdem wir schon büschelweise Haare in unseren Poori gefunden hatten). Den hat Manu alleine gegessen, weil ich noch leicht Fieber hatte sich allein beim Gedanken an Reis mein Magen drehte. Da der Curd rice, und so ziemlich alles andere auch, Manu in der Nacht wieder verlassen hatte, sind wir ohne zu zögern in das Manipal Hospital in Bangalore gefahren. Dieser Krankenhausaufenthalt war der 8., seitdem wir in Indien angekommen sind.
In Indien muss man im Krankenhaus immer eine Begleitperson haben, da sich die Schwestern nicht um alles kümmern. So musste ich z.B. Medikamente kaufen gehen und mich ungefähr 3 Std lang um ein Zimmer bemühen, da Manu noch in der Notaufnahme lag. Doch die Streiterei mit Bangalore's Bürokraten hat sich gelohnt: Wir bekamen ein "Super Special Room" Im 8. Stock mit Fernseher, schönem Bad und weichen Betten.
Anderes Thema: Bevor ich nach Indien kam habe ich den gesamten Großraum Bangalore nach Kampfsportstudios durchsucht und habe dabei die Independent Shootfighters Bangalore gefunden. Sie unterrichten Mixed Martial Arts in 6 Studios überall in Bangalore.
Als ich erfuhr, dass ich 100 km von Bangalore leben würde war ich recht traurig, dass ich nicht mit ihnen trainieren konnte, doch als wir im Manipal festsaßen nutzte ich meine Chance und ging am Freitag zum Probetraining. Das Studio war nur 5 km vom Krankenhaus entfernt, also ging ich zu Fuß und entdeckte dabei das "schöne" Bangalore mit vielen Bäumen und sauberen (?!?!) Straßen.
In dem dortigen Studio trainierte ich bei Gautam und fühlte mich gut aufgehoben. Die Trainer haben nicht nur Ahnung von sämtlichen Kampfsportarten, sie sind auch ausgezeichnete Heiler :D Jedesmal am Anfang der Stunde wird gefragt, "Geht es euch gut?" Wenn dann einer mit Schmerzen ankommt, wird ein bisschen massiert, Arme werden gedreht und Wirbel geknackst, dann ist alles wieder gut.
Am Samstag und Sonntag ging ich erneut zum Training und wurde vom dortigen Trainer zu den fortgeschrittenen Klassen eingeladen. Diese finden bei Ashwin Mohan, dem Leiter der Independent Shootfighters statt.
Ashwin ist ein unglaublich gelassener Typ, dem man nicht direkt ansieht, dass er dir mit hinterm Rücken gefesselten Armen und Beinen und aufgesetzter Augenbinde immer noch sämtliche Knochen brechen könnte. Nach dem Training musste ich mein können beweisen. Es waren 5 andere Schüler anwesend, gegen die ich im Bodenkampf antreten musste. Ich hatte nach diesem Tag eine Bilanz von 4-1-0.
Ouja, ich bin der beste XD
Am nächsten Tag wurde ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt denn mir wurde bei den leichten Sparringseinheiten bewusst, dass ich doch noch einiges nachzuholen hatte.
So verbrachte ich, bis über unsere weitere Zukunft entschieden wurde, jeden Tag in den Trainingshallen und fühlte mich das erste Mal seit langem wieder richtig ausgelastet, entspannt und glücklich!
Die Trainingsklassen kamen mir ein bisschen wie Familien vor, jeder wusste viel über die anderen und halfen auch wo es ging. Ich fühlte mich sofort in die "Familie" aufgenommen. Das beste Beispiel war, das ich schon mehrmals nachts nach Hause gefahren wurde ( viele wohnen in meiner Nähe ), weil es nachts nicht sooo sicher für Weiße ist. Achja, und das beste ist, dass ich keine Sonderbehandlung mehr bekomme wie in meinem Dorf, sondern dass ich genau so bin wie jeder andere. Herrlich!

Am 24.02. holte ich meine Eltern vom Flughafen ab, um ihnen "mein" Indien zu zeigen und mit ihnen meinen Geburtstag zu feiern. Ich glaub in dieser Woche konnten beide erfahren, dass mein Dorf wirklich stinkt, dass Rickshawfahrer wirklich nerven und dass man WIRKLICH von fast allen Menschen abgezogen wird. Aber Gottseidank waren wir ja größtenteils im Hardrockcafe Bengaluru :) Meine Eltern überließen mir einen bis zum Rand mit Süssigkeiten, Hygienetüchern und Geschenken vollgestopften 75 Liter Deuterrucksack.

Vielen Dank für die ganzen "Carepackages" :D

Natürlich bin sofort nach dem Abflug meiner Eltern wieder zu den Shootfighters gegangen :)
Im Office wurde in den folgenden Tagen über unsere Zukunft bestimmt. Manu würde ausziehen und in ein "sauberes" Projekt in Goudibidanur (?) mit einem anderem Freiwilligen ziehen. Da meine 2 Monatsferien gefährdet war, werde ich den März in meinem alten Projekt arbeiten und die letzten 2 Monate in ein neues ziehen.
Was ich vielleicht noch erwähnen sollte ist, dass ich momentan nur 3 Tage die Woche arbeite und die restlichen 4 in Bangalore bei den Shootfighters verbringe :)
Ein Wehmutstropfen ist jedoch dass sich unsere frühere Aufsichtsperson mit ca. 100 Euro von uns davon gemacht hat. Bzw. er hat gekündigt , jedoch das Geld das für unser Essen bestimm war einfach mitgenommen.
Manu ist am Montag ausgezogen, und ich hab als erstes das Zimmer aufgeräumt. Hat 3 Stunden gedauert, aber jetzt ist es "wunderschön" und genug Platz hab ich auch endlich!
Ich hab Manu viel zu verdanken, und ich muss sagen dass wir ein gutes Team waren, jetzt bin ich jedoch froh, dass ich 3 Tage in der Woche mal ein wenig Ruhe habe, abgesehen von den Kindern die gerne mal vor meiner Tür Amok laufen...

Áh, da fällt mir doch direkt noch was ein: Mein Aufenthalt hier in dem Dorf hat sich gelohnt: Als Bestrafung dafür, dass ein Mädchen einem anderem mit einem Kugelschreiber ins Ohr gestochen hat, wurde sie angeschrien, musste sich beim Opfer und der Mutter des Opfers entschuldigen und das wars!!!! Sie wurde werden mit Stöcken verprügelt, noch musste sie Stunden lang auf dem Schulhof knien!

Ich war stolz.


Es ist 15.45 Uhr an einem recht heißen Mittwoch und ich habe jetzt frei:)

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