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Dienstag, 2. November 2010

Reisen ist tödlich für Vorurteile




Krankenhaus - Strand

Mittlerweile bin ich wirklich gerne im Krankenhaus. Ich kenne von allen Schwestern die Namen und Lebensgeschichten und habe immer das gleiche Zimmer mit Ausblick auf die schöne hügelige Landschaft von Chintamani. Außerdem bekomme ich von Benksy immer soviel Elektrolytorangensaft (Bull-O) wie ich will :) Von diesem Krankenhaus aus begann meine Südindienreise. Von Bangalore aus ging es mit dem Nachtbus (einem Semisleeper (deutsche Übersetzung: “wenig Schlaf”)) nach Alleppey in Kerala, wo wir uns zu 25 Freiwilligen ein Hausboot für einen Tag und eine Nacht mieteten, inklusive Koch und Mannschaft. Irgendwann in der Nacht bin ich dann noch mit Jan vom Dach des Bootes gesprungen, aber das ist Legende :). Am folgenden Tag ging es zurück nach Kochi und von dort aus nach Varkalla, dem schönsten Strand in Südindien. Nunja, groß war er nicht, aber auf den Klippen gab es eine kleine Einkaufsstraße mit Restaurants. Meine schönste Zeit dort verbrachte ich in einem Baumhaus mit Veg Noodles und Sweet Lassi, während ich ganz gediegen den Sonnenuntergang betrachten konnte. “Glücklicherweise” wurden 40 % unserer Gruppe krank, weswegen wir Gesunden noch einen Tag am Strand verbringen konnten.

Als wir am nächsten Tag in Kanyarkumari ankamen mussten wir uns mit Tausenden um Hotelzimmer kloppen. Wir kamen gerade noch Unter und das erste was wir taten war James Bond - Tomorrow N.D. anzuschauen. Am Strand wollten wir dann doch nicht mehr so lange bleiben, weil sich hinter uns innerhalb von 5 Minuten eine Mauer gaffender Menschen aufgebaut hatte. Wahrscheinlich hauptsächlich wegen Ronja und unserer Blondine Jan :)



Als wir einen Tag später dann nach Madurai fuhren erwischte auch mich die Reisekrankheit (Busfahren war echt toll)! Am nächsten Tag ging es mir jedoch schon wieder gut. Ich konnte Madurai besichtigen und mich von einem Elefanten segnen lassen, welcher das nur für Geld tat. Kluger Elefant! Ich hatte mir schon Fluchtgedanken mit dem Elefanten überlegt, doch leider war es nicht Dumbo… Also ließ ich den traurigen Elefanten festgekettet im Tempel zurück. Doch eines Tages werde ich ihn retten! :)



Da die Ferien dann fast schon vorbei waren, beschlossen wir zurück nach Bangalore zu fahren und auf das indische Pendant vom Oktoberfest zu gehen. Die Freitagnacht war der Hammer! Jan und ich haben uns mit einer Bande indischer “Metalheads” angefreundet, die ich auf jeden Fall wiedersehen werde! Am Samstag waren wir wieder da, jedoch war das Gelände GNADENLOS überfüllt (Grüße an die Band!). Für ein Bier musste man dann bis zu 20 min anstehen… Nachts habe ich noch einen Security-Typen aus gutem Grund zusammengestaucht. Da man mir gesagt hatte, ich könne mein Reisegepäck in die Security area stellen tat ich dies. Als ich wiederkam, lag der ganze Inhalt meiner Tasche auf dem Boden. Taschen durchsuchen ist eine Sache, Klamotten und Schmuck klauen die andere. Nach einiger Zeit kam dann die Polizei, weil ich wohl den ganzen Backstagebereich zusammengebrüllt habe. Meine indischen Metaller haben versucht diese auf Hindi zu beruhigen, was nicht recht funktionieren wollte und wir gingen.

Am Sonntag bin ich spontan mit Milena, einer guten Freundin der Familie, nach Puttaparthi in ein Ashram (indisches Kloster)gefahren. Mein Tagesablauf bis Freitag sah ungefähr so aus: Um 9 gemütlich mit Kaffee aufstehen, da Valco, mit dem ich das Zimmer geteilt habe, dann meistens mit einem Kaffee vom Küchendienst zurückkommt. Dann in der Western Kantine lecker Frühstücken gehen. Die Zeit bis zum Darshan (von 3 bis 7 Uhr ist immer eine Segnung, bei der man mit sehr vielen Menschen zusammensitzt und “in sich geht“) habe ich mit den verschiedensten Menschen verbracht, mit welchen man sich extrem gut unterhalten konnte. Danach wird zu Abend gegessen und anschließend KANN man das Geschirr waschen, die Küche putzen oder den Saal sauber machen. Weil das Essen und die Unterkunft so spottbillig ist, will man automatisch etwas zurückgeben und so habe ich jeden Abend von 8 bis halb 11 Küchendienst gemacht. Das erste Mal in meinem Leben hat Tellerwaschen Spaß gemacht! Niemand kann so wie “Mrs. Doubtfire” um den Wischmob tanzen, wie ich :)
Ich habe mit den unterschiedlichsten Menschen aller Nationalitäten Böden geschrubbt, wie z.B. Yoshi (Japan), Shaanten (Afrika), Mr. Doti (Venezuela), und andere, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte.
Ja, ich habe die Ruhe und den Frieden genossen! Beides war sofort wieder weg als ich in Bangalore ankam. Schade eigentlich, ich könnte so ein guter Mensch sein :) Viel gelernt habe ich trotzdem! Einige meiner Mitmenschen in meinem Dorf hatten Angst, dass ich im Ashram zu irgendwas bekehrt werde und haben sich wirklich Sorgen gemacht… Jaaa.

Als “alter” Max bin ich dann wieder im Projekt angekommen und hatte neue Energie für meinen Job und mein Sportprogramm. Wir kümmern uns jetzt auch gelegentlich um einen Hundewelpen, den wir auf Killah getauft haben.

Ganz liebe Grüße
an alle meine zurückgelassenen Freunde und Unterstützer,
Verwandten
und natürlich Frank und meine werte Frau Mutter!



“Yes I am God. And so are You”

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